Die Grabanlage
Wer nicht gerade Friedhofgärtner oder Steinmetz von Beruf ist, hat (glücklicherweise) selten mit der Planung einer Grabanlage zu tun. Und auch die an der Grabgestaltung beteiligten Gewerke planen eher selten eine Gesamtheit, als vielmehr konzipieren die Steinmetzen und Holzbildhauer das Grabmal und unabhängig davon entwerfen Gärtner und Hinterbliebene ihre Gestaltung mit Pflanzen. Der Friedhof sollte ein Ort der Besinnung und Harmonie sein; diese Bestimmung bedeutet jedoch nicht, dass polierte Industriegrabmale in Reih und Glied am Kopfende genormter Beete stehen müssen. Der Tod kennt kein Ordnungsdenken, kein Lebensweg ist wie der Andere. Und so muss auch keine Grabanlage wie die Andere sein Wir möchten hier Möglichkeiten aufzeigen, wie man als Hinterbliebener selbst gestalterisch aktiv werden kann, und Ihnen einen kurzen Einblick in die Elemente der Grabgestaltung geben. Gleichzeitig plädieren wir für mehr Zusammenarbeit zwischen Gärtnern und Grabmalschaffenden -für lebendige Friedhöfe-.
-Inhaltsverzeichnis-
- Grundsätzliches zur Grabanlage
- Grabarten
- Das Zusammenspiel
- Die Annäherung
- Die freie Näherung
- Die symbolische Näherung
- Die stilistische Näherung
- Die funktionale Näherung
- Die stückweise Näherung
- Die testamentarische Näherung
- Die Näherung aus dem Leben
- Die Umsetzung
- Das Grabmal
- Die Grabmal-Materialien
- Die Ausformung
- Schrift und Symbol
- Das Grabmal
Friedhofswildnis - Alter Friedhof, Freiburg i.Br.
Grundsätzliches zur Grabanlage
Eine Grabstätte stellt eine Nutzfläche dar, genutzt durch Hinterbliebene zur Bestattung ihrer verstorbenen Angehörigen.
Meist ist diese Nutzung zeitbeschränkt; in aller Regel zwischen 12 und 25 Jahren.
Die Friedhofsanlage dient primär der geordneten Bestattung. Die Ordnung wird vom jeweiligen Gemeindewesen bestimmt und ist in der Friedhofsordnung festelegt.
Sekundär bietet der Friedhof Hinterbliebenen einen Ort zur Trauer und Erinnerung und zum Dritten dient er insbesondere in urbanen Umgebungen auch als Erholungsfläche für Anwohner.
Trauernde -
Klassische Grabanlage in Thann/Elsass
Kelch mit Schmetterling -
Zeitgemässe Urnengrabanlage in Rheinfelden/Baden
Grabarten
Die Gemeinden bieten in der Regel verschiedenen Bestattungsformen an:
Grabart - Maße - Fläche
Urneneinzelgrab - ca. 0,5-0,7 x 0,6-1,0 m - ca. 0,3-0,7 m2
Urnenwahlgrab - ca. 0,7-1,0 x 1,0-1,2 m - ca. 0,7-1,2 m2
Einzelgrab (Sarg) - ca. 0,8-1,2 x 1,8-2,2 m - ca. 1,44-2,64 m2
Tieferlegungsgrab (Sarg) - ca. 1,0-1,25 x 2,0-2,5 m - ca. 2,0-3,13 m2
Doppel-/Familiengrab - ca. 1,8-2,5 x 1,8-2,5 m - ca. 3,24-6,25 m2
Die nutzbare Fläche liegt also je nach Grabtyp etwa zwischen 0,5m x 0,6m = 0,3m2 bei Urneneinzelgräbern und 2,50m x 2,50m = 6,25m2 bei Familiengräbern. Das bedeutet, dass je nach Grabtyp die zu gestaltende Fläche um bis zu Faktor 21 variiert.
Statistisch geht der Trend hin zu den Feuerbestattungen und damit auch hin zu kleineren Grabanlagen bzw. teilweise auch bis zum Verzicht auf eine Grabanlage (Anonyme Bestattung, Seebestattung, Friedwald).
Das ist mit Sicherheit ein Ergebnis sich wandelnder Jenseitsauffassungen sowie der sich nicht unbedingt verbessernden ökonomischen Verhältnisse in der Gesellschaft.
Ein Punkt, der mir auch wichtig scheint, sind veränderte Familienstrukturen und die gleichzeitige Entkoppelung von Familienmitgliedern von den Ursprungsorten. Teilweise leben Familien weit verstreut und die Grabpflege ist rein geografisch kaum machbar.
In unserer schnellebigen Zeit mit vielen "gefühlten" Faktoren der Unsicherheit neigen Hinterbliebene immer weniger dazu, sich auf die langfristige Aufgabe der Grabpflege über Jahrzehnte einzulassen.
Hier sind alle Grabmalschaffenden und Grabpflegenden gefordert, neue Wege zu finden, um Hinterbliebenen die Entscheidung für eine Grabanlage zu erleichtern.
Denn eines ist sicher: Auch wenn die anonyme Bestattung und andere Minimalformen in gewissen Fällen (aus Überzeugungsgründen oder einfach, weil tatsächlich keine Hinterbliebenen mehr vorhanden sind) gerechtfertigt sein mögen; der Trauerort ist ein wichtiges Element der Trauerbewältigung, und es sollte niemand sich gezwungen fühlen müssen, aus materiellen Gründen oder Zukunfts-Sicherheits-Aspekten darauf zu verzichten!
Das gestalterische Zusammenspiel
Bei der Planung der Grabanlage fliessen ein die Flächengestaltung (Bepflanzung, Einteilung), die Grabmalgestaltung und nicht zuletzt die durch die örtliche Friedhofsordnung gegebenen Vorschriften.
Wir in unserem Hause behalten bei unserer Arbeit gerne die Gesamtgestaltung im Auge, das heisst, wir sind geneigt, ein gestalterisches Gesamtkonzept zu entwerfen, dem Andenken des/der Verstorbenen angemessen, innerhalb des harmonischen Ganzen des Friedhofs ein individueller Hort.
Harmonie und Ausgewogenheit werden erreicht durch die Anwendung grundlegender gestalterischer Prinzipien bei der Komposition geometrischer (Punkt, Gerade, Kreis, Quadrat, Rechteck, Dreieck, Quader, Kugel, Zylinder etc.) bzw. freier Formen (organische Motive, Figuren) ,der Farben sowie der Beschriftung.
Wir denken, es ist am fruchtbarsten, wenn diesbezüglich Angehörige, Gärtner und Steinmetze von vorneherein zusammenarbeiten.
Leider wird dieser integrative Ansatz bisher wenig verfolgt.
Die Annäherung
Die freie Näherung
Es lohnt sich sicherlich, sich einmal freizumachen vom Blick auf die ebene Grabfläche und der Vorstellung von der an ihrem oberen Ende stehenden senkrechten Grabmalfläche.
Nehmen Sie doch einmal eine Streichholzschachtel oder ähnliches zur Hand und platzieren Sie diese aufrecht auf ein Notizblatt.
Finden Sie heraus, wo auf dem Blatt sich die Schachtel ausgewogen mit der Fläche des Blattes verbindet.
Sie können auf dieselbe Art und Weise auch verschiedene Körper (z.B. Pyramide, Zylinder etc.) zusammenstellen und die Blattfläche mit einem Stift strukturieren oder Sie zu einer freien Form zurechtschneiden.
Sie können dann versuchen, diese ganze kleine Komposition über die Symbolik ihrer Elemente einmal in Zusammenhang mit dem Verstorbenen zu bringen.
So loten Sie die formalen Möglichkeiten aus und nähern sich einer individuellen Grabgestaltung.
Die symbolische Näherung
Erinnern Sie sich einmal der besonderen Eigenschaften und auch Auffassungen des/der Verstorbenen und suchen sie Symbole und Zeichen, welche diese Eigenschaften und Auffassungen verkörpern.
Zeichnen Sie die gefundenen Formen und Zeichen auf ein einzelne Blätter und gruppieren sie diese zu einem harmonischen Gesamtbild.
Vervielfältigen und verändern Sie ruhig auch einmal Teile oder nehmen Sie einfach nur Ausschnitte daraus.
Sie erhalten so ein formales Modell einer sehr persönlichen Grabgestaltung.
Die stilistische Näherung
Beschäftigen Sie sich einmal mit den Stilen der Garten- und Landschaftsarchitektur
Sehen sie die Grabanlage als eine Miniatur-Gartenlandschaft.
Lassen Sie sich etwa vom streng symmetrischen Barockgarten mit seinen Ellipsen und geschwungenen Beeteinfassungen oder auch vom Zen-Garten mit seiner wie zufälligen Ausgewogenheit der Anordnung inspirieren.
Die funktionale Näherung
Ruhestätte, Gedenkstätte - was ist wichtig für diese Funktionen? Was braucht die Grabstätte, um diesen Funktionen gerecht zu werden?
Eigentlich nicht viel mehr als eine Schriftplatte umsäumt von immergrünem Efeu - Sinnbild der Treue und Verbundenheit.
Die stückweise Näherung
Vielleicht haben Sie irgendwo ein Grabmal gesehen, das Ihnen besonders gefällt, und das Sie gerne auf dem Grab Ihres Verstorbenen haben wollen;
Fotografieren Sie das Grabmal und legen sie das Foto auf ein grösseres Blatt. Zeichnen Sie um das Foto herum Farben und Formen, die ihnen dazu gefallen.
Nehmen sie das Foto und die Zeichnung mit in eine Gärtnerei, lassen Sie sich verschiedene Pflanzenformen und -farben zeigen, suchen Sie passende und geeignete Pflanzen aus.
Verfahren Sie analog, wenn Sie zum Beispiel schon wissen, welche Bepflanzung Sie anlegen wollen.
Die testamentarische Näherung
Es kann sein, dass der Verstorbene bereits zu Lebzeiten klare Vorstellungen zu seinem Grab geäussert hat.
Man wird das als Hinterbliebener dankbar respektieren und diese Vorstellungen umsetzen und und gegebenenfalls ergänzen.
Für die Hinterbliebenen ist es oft eine grosse Erleichterung, einen konkreten Wunsch erfüllen zu können.
Für uns Lebende ist es daher eine Überlegung wert, sich heute schon Gedanken über unsere persönliche Grabstätte zu machen.
Die Näherung aus dem Leben heraus
Warum nicht eine Skulptur für den Garten oder die Wohnung so konzipieren, dass sie mir dereinst als Grabmal dienen kann?
Oder existiert bereits ein geeignetes Objekt, welches ich nach meinem Ableben gerne zu meinem Gedenken installiert haben möchte?
Diese Fragen kann man sich durchaus stellen und es ist es nicht auch ein schöner Gedanke, schon zu Lebzeiten "etwas von seinem Grabstein zu haben"?
Ruhestätte in Eberswalde-Finow
Grabmal,Bepflanzung und Accessoires: Die Umsetzung
Das Grabmal
Die Materialien
Grundsätzlich stehen als Materialien Holz, Stein, Metall und Glas zur Verfügung -das ist in den meisten Friedhofsordnungen so vorgegeben-.
Jedes der Materialien hat seinen eigenen Charakter und besonderen Eigenschaften:
- Holz -> organisch, natürlich, Vergänglichkeit, Wärme
- Stein -> anorganisch, natürlich, Beständigkeit
- Edelstahl -> anorganisch, vom Menschen geschaffen, Sachlichkeit, kühl
- Bronze -> anorganisch, vom Menschen geschaffen, Feuer, Wärme
- Glas -> anorganisch, vom Menschen geschaffen, Licht
Die Kombination Stein/Metall trifft man sehr häufig in Form metallener Ornamente und Schriften (Bronze, Aluminium, Edelstahl) auf Stein.
Bronzeschriften bieten sich ideal an auf Findlingen und bruchrauhen Steinen, wo die Umsetzung einer gravierten Schrift ohne Veränderung am Stein auf Grenzen stiesse.
Wir bieten über die hochwertigen Gussbronzen der großen Giessereien hinaus auch wunderschöne Accessoires des Probstrieder Kunstschmiedemeisters Ludwig Schweier, sowie des Minselner Metallbildhauers Edgar Ruf für die Kombination von Stein und Edelstahl an.(siehe oben "Kelch mit Schmetterling")
Eine weitere fruchtbare Zusammenarbeit pflegen wir mit dem Gutacher Holzbildhauer Florian Hübner, so dass wir unseren Kunden auch Grabmale und Skulptur in Holz bzw. Holz/Stein anbieten können.
"Paar", Dinkelberger Eiche und Liesberger Jurakalk
"Kreuz",geschmiedetes Bronzekreuz (Ludwig Schweier) mit Stelen aus Palissandro Blu Nuvolato
Mit Glas lassen sich individuelle Accessoires gestalten, die mit ihrer Lichtdurchlässigkeit der Grabmalgestaltung eine ganz besondere hoffnungsfrohe Wirkung geben können.
"Blauer Kreis", Palissandro Blu Nuvolato mit Glaselement in Edelstahl gefasst
Für eine detaillierte Materialauswahl lassen Sie sich am besten von einem Bildhauer anhand Materialmustern beraten.
Informationen zum Material "Naturstein" finden Sie in unseren Seiten unter Materialien.
Die Ausformung
Grundsätzlich lässt sich unterscheiden zwischen liegender und stehender Ausführung von Grabmalen.
Die liegende Grabplatte fügt sich in die Grabfläche ein.
Bei den flächenmäßig kleinen Urnengräbern wird eine liegende Grabplatte oft als Teilabdeckung verwendet.
Liegende Grabmale können sehr vielfältig geformt sein: als Rechteck, rund, herzförmig, häufig als liegendes Buch etc.; und praktisch immer flächig und aus Stein.
Man kann auch dort sicherlich neue formale Wege gehen.
Wichtig für die Ästhetik eines liegenden Grabmales ist ganz sicher die Ausgewogenheit der Abmessung und die Gliederung der Form.
Eine völlig ungegliederte Vollabdeckung eines Erdgrabes wirkt da leicht wie eine schwere Tresortür und ruft alle anderen Assoziationen hervor als Erlösung und Auferstehung.
Manchmal ergänzen Schriftplatten bestehende Grabmale, wenn auf diesen kein Platz für weitere Schrift mehr ist.
Das liegende Grabmal erfordert große Sorgfalt bei der Pflanzenauswahl und Pflege, wenn nicht nach einer Zeit der Pflanzenwuchs das Grabmal bedecken soll.
Bei Einzel- und Doppelgräbern überwiegen deutlich die stehenden Grabmale.
Die stehenden Grabzeichen gliedern sich von der Ausformung her in ungerichtete,breite und hohe Formen.
Die ungerichteten und breiten Formen entsprechen den typischen Doppelgrabsteinen der Region, bei den Einzel- und Tieferlegungsgräbern sieht man meist Hochsteine.
Hochstein aus 'Multicolor Rot'
Breitstein aus 'Aurora'
Das stehende Grabmal überragt und dominiert die Grabanlage. Es setzt ein deutliches Zeichen in seiner Umgebung.
Im Sinne der Harmonie sollten dabei Höhe und Volumen des Grabmals mit den Abmessungen der Grabfläche in Einklang stehen.
Stein, insbesondere in quaderhaft schwerer und polierter Ausführung erdrückt mitunter die Leichtigkeit der ihn umgebenden Bepflanzung.
Gut zu sehen auf vielen Einzel-Urnengrab-Feldern auf den Friedhöfen der Region.
Bei Einzelgräbern (100 x 220cm) kann man 50-60 x 90-110 x 14-18cm als das ungefähre Standardmaß für ein Grabmal gelten lassen.
Nimmt man dieses Maß als eine im Verhältnis zur Grabfläche harmonische Grabmalgrösse, dann sollte streng gerechnet bei einer nur ein Achtel so grossen Grabfläche (Urneneinzelgrab 50 x 60cm) das Grabmal etwa ein Achtel des Volumens eines Einzelgrabmals besitzen, also maximal ca. 30 x 60 x 10 cm gross sein.
Im Verhältnis wirkt solch eine Grösse fast zwergenhaft und man wird unter Umständen bei der Schrifteinteilung auf Probleme stossen.
Abhilfe schaffen kann da eine gegliederte bzw. aufgelöste Formgebung, das heisst, man löst das flächige Grabmal auf in voneinander abgesetzte Teilkörper, oder aber man gliedert die Ansichtsfläche auf.
Eine dritte Möglichkeit besteht in der Ausformung des Grabzeichens als Stele, deren überhöhte, schlanke Form fast erhebend wirkt und in ihrem Streben zum Himmel in sich schon ein Sinnbild menschlichen Strebens ist.
In drei Einzelstelen aufgelöster Kubus
Die geometrischen Formen bei uns in der Region die am häufigsten anzutreffenden, selten geworden sind Grabskulpturen, schmiedeeiserne Grabmale und Holzbildstöcke.
Geometrische Grabmalformen
Grabskulptur 'Trauernde', Bronze, Stadtgottesacker Halle a.d. Saale
Eine Sonderstellung in der Gestaltung nehmen die naturbelassenen Formen, die sogenannten Felsen oder Findlinge ein.
Dort ist die Form durch die Natur gegeben und wird lediglich noch durch Schrift und manchmal durch ein Ornament ergänzt.
Die bruchrauhe Oberfläche führt bei Felsen schnell zu einer Patinierung, daher ist man geneigt, zumindest helle Felsen nur für sonnige Standorte zu empfehlen.
Bei den eher grünlich ausfallenden Felsen (Tauerngrün, Vert des Glacières, Masi-Quarzit etc.) fällt eine leichte Vergrünung am wenigsten auf.
Fels aus 'Masi-Quarzit'
Man sollte allerdings die Patina an einem Stein nicht unbedingt immer so problematisch sehen, sie gehört einfach zum normalen Alterungsprozess und es existieren heutzutage hervorragend wirksame und zugleich schonende Steinreiniger, welche bei schlimmen Verschmutzungen schnell und ohne viel Arbeit Abhilfe schaffen.
Vielfach werden aus Gründen der "Sauberkeit" polierte Steine bevorzugt, wo die handwerkliche Oberflächenbearbeitung doch so viel mehr an Möglichkeiten bietet.
Sehen Sie doch dazu einmal unsere Seite zum Thema "Oberflächenbearbeitung".
Die Formfindung ist ein zentraler Teil der Grabmalgestaltung.
Wir nehmen uns mit unseren Kunden die Zeit und setzen uns damit individuell auseinander.
Dabei bedienen wir uns zeichnerischen Entwürfen und Modellen bis Maßstab 1:1, anhand derer sich unsere Kunden ein besseres Bild von Form, Grösse und Wirkung der Entwürfe machen können.
Schrift und Symbol
Verschiedene Schrifttypen
Die Schrift dient zuallererst der Sichtbarmachung des Namens, der Lebensdaten und manchmal auch des Berufes des bestatteten Menschen.
Zusätzlich dazu werden hin und wieder (früher öfter) treffende Bibelzitate und Sprüche auf das Grabmal "geschrieben".
Beim Einarbeiten der Schrift direkt in das Grabmal-Material spricht man von Schriftgravur bzw. vom Schrifthauen.
Schriftgravur kann auf verschiedene Arten ausgeführt werden:
- vertieft - Die Zeichen werden in das Material hinein als Nut vertieft und meist farbig getönt
- vertieft-erhaben - Es werden die Zwischenräume und die Innenräume der Zeichen sowie manchmal ein schmaler Streifen um die Buchstaben herum vertieft;
die Zeichen selbst bleiben stehen - erhaben - Die Zeichen selbst bleiben stehen, alles darum herum wird im Verhältnis zu den Zeichen vertieft
Die erhabenen Schriftausführungen werden meist in einer breiten Strichstärke gearbeitet und wirken dann sehr plakativ.
Sie können daher für Hervorhebungen dienen; z.B. für den Familiennamen bei einem Familien-Grabmal
Vertieft-erhabene Schrift hebt den Familiennamen hervor
Eine weitere handwerkliche, auf der vertieften Gravur basierende Schriftausführung ist die Bleischrift. Dabei wird Bleidraht in die Nut einer vertieften, mit gebohrten Sacklöchern versehenen Schrift getrieben und dann sauber an den Rändern beschnitten.
Diese heute sehr seltene Machart war vermutlich der Vorläufer der aufgedübelten Metallschriften.
Metallschriften werden angeboten in Bronze, Aluminium und Edelstahl; sie bieten ausser dem formalen zusätzlich einen Material-/Farbkontrast zum Material des Grabmals.
Das Angebot an verschiedenen Metallschriftarten ist fast verwirrend gross.
Es gilt auch hier, wie bei allen Schriften, dass sie in Art und Ausführung zum formalen Konzept des Grabmals passen sollten.
Schrift kann sehr schön als gestalterisches Element eingesetzt werden
Sie kann Flächen gliedern oder aber auch selbst als Schriftblock ein flächiges Element sein.
Die Symbolik ist ein weitreichendes Thema.
Ein Symbol beinhaltet etwas, das ausserhalb seiner selbst liegt, oder die Bedeutung eines Symboles offenbart sich nicht immer aus sich selbst.
Symbole des christlichen Kontexts gehen in aller Regel auf antike, urchristliche und mittelalterliche Glaubensvorstellungen zurück.
Der mittelalterliche Christ sah alles in seiner Umgebung als Zeichen göttlichen Willens.
Sein Wissen um die Natur war ein Wissen um Symbole, Legenden und Zeichen.
Daher ist die christliche Tier- und Pflanzensymbolik so reichhaltig wie die Natur selbst.
Sehen Sie zur Tiersymbolik die Seite Tiersymbolik in Bibel und christlicher Tradition , bzw. zur Pflanzensymbolik die Seite Grabpflanzen und ihre Botschaft .
Hinzu kommen die Glaubenszeichen der frühen Christen, ihre verschiedenen Kreuzformen, der Fisch, der Anker und die Akronyme.
Sehen Sie zu letzterem Thema bitte die Seiten über Christliche Symbole von Thomas Jacob und das Fachlexikon christliche Symbole des Kaiser-Heinrich-Gymnasiums, Bamberg.
Bei Menschen, die wie weite Teile der Bevölkerung nurmehr wenig im Christentum verankert sind, bildet die christliche Symbolik keinen angemessenen Ausdruck ihrer Auffassungen und ihres Glaubens mehr.
Es gilt, den Glauben eines Menschen zu erfahren, bevor man ihm leichtfertig Zeichen setzt.
Symbole werden immer subjektiv und kulturspezifisch gedeutet, aber man kann davon ausgehen, dass sich in den Anfängen der Menschheitsentwicklung bereits eine Grundsymbolik aus den geometrischen Grundformen entwickelte, welche neben der Natursymbolik existierte: Der Kreis als Zeichen eines vollendeten Zyklus, die Horizontale für die Weite des Landes und des Horizonts, die betretbare Welt, die Vertikale als Verbindung zum (unerreichbaren) Himmel, die Spirale für ein Herausgehen oder ein Hereingehen -je nach Drehrichtung-, die zwei betonten Enden einer Strecke für den Gegensatz, die Dualität, das Dreieck für deren Überwindung, die Welle für das stetig Fliessende, etc.